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Er fliegt!
WURFVERSUCHE
MIT DEM JUNGPALÄOLITHISCHEN WURFGERÄT AUS DER OBLAZOWA-HÖHLE
IN DEN POLNISCHEN KARPATEN
So lautet der Titel eines achtseitigen Aufsatzes von Dietrich Evers im Archäologischen
Korrespondenzblatt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz.
Evers geht zunächst auf die Fundgeschichte und die Rekonstruktion des sensationellen
Stückes ein (s. Abb.) Schließlich faßt er die Resultate unserer
Wurferprobungen zusammen.
Dank der Fertigkeit der Museumswerkstatt existiert ein Nachbau aus Kunststoff
von 800 g, mit dem Wurfversuche unternommen werden konnten. Auf verschlungenen
Wegen gelangte dieses Gerät an Fridolin Frost und mich. Herr Evers bat
uns, da seine Kraft nicht ausreichte, nach einem säuberlich durchformulierten
Programm, die Experimente in die Tat umzusetzen und zu dokumentieren.
Wir machten uns mit dem Nachbau sowie mit einem gleichermaßen gebogenen
Knüppel von rundem Querschnitt (der mit Blei auf ebenfalls 800 g gebracht
worden war) auf Fridolins Trainingswiese. Es herrschten mit ca. 2 bft Wind wunderbare
Bedingungen. Geworfen wurde bewußt ohne Handschuh. Alle Windrichtungen
wurden erprobt. Als dominierender Faktor für das Flugverhalten stellte
sich bald das absolute Gewicht des Gerätes heraus. So spielte für
die Zielgenauigkeit Seitenwind eine kaum merkbare Rolle, nicht einmal gegen
Ende des Fluges. Linkshändige Würfe erbrachten ein ähnliches
Bild. Beim weitesten Wurf (66 m) herrschte Gegenwind von etwa 3 bft. Die durchschnittliche
Flugbahn bei Würfen von 45 -51 m war aus jagdlicher Sicht geradezu ideal:
Das Wurfgerät flog, aus Hüfthöhe geworfen, nicht über ca.
1,50m Höhe auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn und fiel dann regelmäßig
erst auf den letzten 3 Metern plump zur Erde.
Eine von uns bei australischen Wurfhölzern nie gemachte Beobachtung wurde
deutlich: Der Mammutzahn flog, seitlich gesehen, mit deutlich rückwärtsgerichteter
Rotationsachse. Wir führen das Phänomen auf die spitz zulaufenden
Flügelenden zurück. Diese können offenbar kaum noch aerodynamischen
Auftrieb erzeugen. Australische nichtrückkehrende Wurfhölzer mit weniger
spitz zulaufenden Flügelenden pflegen sich auf eine praktisch senkrechte
Rotationsachse einzupendeln, wobei sie dann auch waagerecht um diese gedachte
Achse rotieren. Wurfversuche mit dem gleich schweren, unprofilierten, gebogenen
Holzknüppel ließen sich zwar subjektiv leichter handhaben, doch zeigt
sich bald die starke Bremswirkung der stumpfen Querschnittsform. Die Flugweite
von 27 m mit einer Fluggeschwindigkeit von 18,5 m/s lag deutlich unter der des
Mammutzahn-Wurfgerätes mit 50 m und 21,4 m/s. Im jagdlichen Sinne ein bedeutender
Vorteil, wenn man bedenkt, daß der Knüppel überdies noch eine
stark bogenförmige (ballistische) Flugbahn zeigte.
Abschließend mutmaßt Evers bezüglich des über 18000 Jahre
alten Bumerangs: Die Formung des Fundstückes läßt auf
eine lange Tradition der Herstellung derartiger Wurfwaffen schliessen.
Wir sind geneigt, ihm nach den verblüffenden Resultaten unserer Versuche
Recht zu geben.
em
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